Zur Mahnwache für die Opfer des Terrors am 24. März 2006
Liebe Freunde,
wir vom Marburger Runden Tisch der Religionen haben angesichts der aktuellen Terroranschläge in Brüssel zu dieser gemeinsamen Mahnwache eingeladen. Gleichzeitig dürfen wir auch die Opfer in Istanbul und Ankara nicht vergessen und die vielen in Paris vor nur vier Monaten.
Lassen Sie uns heute gemeinsam inne halten, der Opfer und ihrer Angehörigen gedenken, unserer Solidarität mit den Opfern und Betroffenen und unserer Abscheu vor den Tätern Ausdruck verleihen.
Wir wollen über Religionsgrenzen hinweg zusammenzustehen und zeigen, dass uns viel mehr verbindet als trennt.
Wir wollen gemeinsam schweigen und auch unserer Fassungslosigkeit eine Stimme geben.
Wir wollen gemeinsam unser Gesicht zeigen und uns offen zu unseren Überzeugungen und Werten stehen.
Wir stehen gemeinsam ein für Artikel 1 unseres Grundgesetzes:
„Die Würde jedes Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist unsere gemeinsame Verpflichtung. Wir bekennen uns zu den unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“
Die Terroranschläge, die uns gerade in den letzten Monaten auch in Europa sehr nahe kommen – unter denen aber viele Menschen auf der Welt schon viel länger zu leiden haben, sind Anschläge auf unsere Demokratie und unsere Werte, ausgeführt von Feinden der offenen Gesellschaft.
Sie dürfen niemandem Anlass bieten um Stimmung zu machen gegen Flüchtlinge, gegen Ausländer oder gegen den Islam. Auch diejenigen, die das tun sind Feinde unserer offenen und toleranten Gesellschaft.
Vielmehr müssen wir ihnen unseren unverbrüchlichen Zusammenhalt entgegensetzen.
Um es mit den Worten der ARD-Journalistin Monika Wagener zu sagen: "Wer das Geschäft dieser Terroristen nicht unterstützen will, sucht jetzt erst recht den Schulterschluss mit allen friedliebenden Menschen - egal welcher Religion. Nur das kann den Sumpf trocken legen. Einen anderen Schutz gibt es nicht."
Was wir hier und heute tun ist vielleicht nur ein kleines Zeichen, aber jede kleinste Flamme bringt Licht in die Finsternis und vermag es andere anzustecken.
Und wir, die wir tolerant und weltoffen sind, die helfen möchten und uns engagieren, sind viel mehr als die, die Gewalt propagieren und Hetze verbreiten, mehr als die, die Gegner der Demokratie sind. Lassen Sie uns das immer offen zeigen!
In diesem Sinne danke ich Ihnen für Ihr Kommen und möchte uns allen Mut machen den Geist des guten Miteinanders als Licht in unseren Alltag zu tragen und dort für andere ein Beispiel zu sein.
Monika Bunk für den Runden Tisch der Religionen Marburg